„Nein“ – Punkt

Learn to say NO without explaining yourself!

Tja, das hat mal wieder nicht so gut geklappt.

Nach Feierabend habe ich gesehen, dass mein ehem. Chef von meinem vor kurzem gekündigten Zweitjob versucht hat, mich anzurufen ( 6 mal).

Das Verrückte dabei ( immer wieder) er hat seine Gastronomie genau auf der anderen Strassenseite, benötigt also maximal 15 Schritte, um mich direkt ansprechen zu können.

Aber genauso, wie ich nie nein sagen kann, kann er Bitten von Angesicht zu Angesicht nicht aussprechen.

Ich habe nicht gleich zurückgerufen und bin auch nicht über die Strasse gegangen, sondern direkt nach Hause.

Schon auf dem nach Hauseweg hat mich mein schlechtes Gewissen fast umgebracht. Meine Kollegin sagte auch „Na, das beschäftigt Dich ganz schön, was ?“

Und wie!

Was soll das?

Ich habe gekündigt, es gibt einen zweiten Festangestellten und an die 6 Aushilfen. Und, wie immer, wenn er eine Großveranstaltung hat, hat keiner Zeit.

Ich hatte gerade die Bike Week auf Sylt hinter mich gebracht, also mehr als genug Arbeit hinter mir & vor mir!

Aber, was soll ich jammern? Ich hätte auch einfach NEIN sagen können!

Nein sagen….Nein sagen…..Nein sagen…hallt es in meinem Kopf.

Ich bin zu Hause, fange an zu kochen, lass mein Essen richtig brutzeln….dann nehme ich mein Handy und rufe ihn an…- Mailbox

Ich lege auf und versuche es 5 Minuten später erneut…wieder Fehlanzeige…

Dann klingelt mein Handy, die Verbindung steht. „Hallo“ sage ich, schrill wie immer, wenn ich aufgeregt bin.

„Wo bist Du denn gerade? Im All?“

„Nein, mein Fleisch ist gerade angebrannt. Du hast versucht mich anzurufen?“

Bescheuert so ein Katz und Maus Spiel!

Er weiss ganz genau, wieviel ich in den letzten Wochen gearbeitet habe, er weiss, dass meine Arbeitstage 10 Stunden und mehr haben, Tag für Tag, Wochenlang am Stück…..

Hör auf zu jammern, Du hättest auch einfach NEIN sagen können!

„Kannst Du morgen Abend vielleicht arbeiten?“

Scheisse, da war sie die Frage, die ich schon seit einer guten Stunde wusste.

Nein sagen….Nein sagen…..Nein sagen…hallt es in meinem Kopf.

„Morgen Abend, ja klar. Wieso, was liegt denn an?“

„Wir haben eine Grossveranstaltung. 15, 10, 6 & 5 mit jeweils Tapasvariationen.“

„Ja, ich wäre dann so um 19.15 bei Euch.“

„Prima, Du musst auch nicht den ganzen Abend, nur zu den Stosszeiten.“

„Ok, bis morgen dann.“

KLICK

Dann fing es an zu rattern in meinem Kopf….36 Personen mit Tapasvariationen = das waren also an die 216 Tapas zzgl. Flammkuchen…..oh mein Gott – worauf hatte ich mich da wieder eingelassen?

Am kommenden Morgen fing ich um 9.30 Uhr an zu arbeiten, wir hatten viel zu tun und ich war echt hundemüde….

Zwischendurch fing ich kurz an zu jammern, dass ich später noch „rüber“ müsste, da ich wieder nicht nein sagen konnte. Ich versuchte meinen ganzen Groll auf meinen Zweitchef abzuladen, aber was soll’s…

Hör auf zu jammern, Du hättest auch einfach NEIN sagen können!

Um 19.15 Uhr ging ich also rüber. Es waren schon alle Gäste da.

Und es ging direkt in die Vollen! Wir kochten, dekorierten Flammkuchen, bereiteten Desserts, spülten Gläser und Geschirr…stundenlang…

Um 1 Uhr lag ich schliesslich im Bett….

Es war ein toller Abend, verrückt, hektisch, heiss, laut – aber wir haben alles geschafft und die Gäste waren superglücklich!

Ich war todmüde, körperlich fix und fertig. An Tagen wie diesen nehme ich mir nie Zeit zum Essen. Ich hatte also, seit 24 Stunden nichts gegessen, 4 Kaffee getrunken und hurra ein alkoholfreies Bier….

Ich schlief und schlief und hatte den schlimmsten Albtraum meines Lebens.

Wenn man sonst Träume hat, nach solchen Tagen, dann eher welche, die mit der Arbeit zu tun haben.

Aber dieser war völlig merkwürdig und extrem angsteinflössend. Ein Warnschuss für die Seele? Wer weiss es…

Ich hätte auch einfach Nein sagen können!

Take care about yourself! Ja, ich hätte Nein sagen müssen!!!!

Warum gibt es Menschen, die einfach so nein sagen können und dann solche wie mich, die fast panisch ein schlechtes Gewissen entwickeln aus Angst, dass man mich dafür verurteilt.

Es ist das Gleiche in meiner jetzigen Kündigungssituation zum Jahresende. Ich habe gesagt ich gehe Ende Oktober. Jetzt ist es aber so, dass wir personalbedingt alle anderen Angestellten nicht mehr in den Urlaub schicken können. Jetzt bin ich echt mit mir am hardern, ob ich bis Ende Dezember bleibe, damit noch alle Ihren Urlaub nehmen können.

Aber was ist mit meinen Plänen?

Warum soll ich meine Pläne hinten anstellen?

Warum denke ich überhaupt darüber nach?

Ich hätte auch einfach Nein sagen können…..

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