Indien Nov 2016 Part II Rishikesh

So langsam trudelten immer mehr Mädels hier in Rishikesh ein & bei der Ausweisübergabe an der Rezeption wurde mir sogar gesagt es sei noch eine Deutsche dabei.

Hurra…

war mein erster Gedanke – ich bin nicht alleine!

Im Garten des Hauses war eine lange Tischtafel aufgereiht, so wie ein paar andere 4’er Tischgruppen. Im Handumdrehen waren nahezu alle Stühle besitzt….

WOW,

und das sind 25 Teilnehmerinnen?

Ähm, nein! Wir waren im Endeffekt über 40 Mädels & Jungs für den Anfängerkurs, angeblich ein technischer Anmeldefehler der Website…

Dazu später mehr…

Das Essen wurde serviert, während unter uns Mädels noch das klassische Gegacker vorherrschte…

                    

So in Etwa sah die Auswahl der nächsten 4 Wochen aus, nur das Frühstück sollte sich unterscheiden, es bestand aus Bananen, Äpfeln, Papaya und Porridge. Für Veganer wurde ein separates Menü zusammengestellt. Lecker, nicht war? Oh ja, das war es, aber es hat weder satt gemacht, noch fand mein Magen dieses tolle Essen bekömmlich. Aber so erging es leider vielen meiner Mitleidenden.

Die Inder fanden das allerdings weniger bedenklich und taten es als Reinigung des Körpers ab, selbst, wenn wir uns 3 Wochen und länger mit Durchfall herumschleppten.

Aber zurück zu meinem ersten Abend….

Wir wurden alle geschlossen zum Buffet gebeten, dann chanteten wir 3 Aum’s zusammen und im Anschluss das Foodmantra. Dieses Ritual wiederholten wir zu jeder Mahlzeit….

Wir stellten uns in 2 Reihen an und füllten unsere Teller.

Zurück an unserem Platz sollte das Geschnatter eigentlich weitergehen, aber wir wurde zu strenger Ruhe während des Essens aufgerufen, was uns logischer Weise extrem schwer viel.

Zum Reden sei noch genug Zeit

…wir fragten uns nur wann, denn jede von uns hatte bereits den Stundenplan im Aushang gesehen.

Nach dem Essen verlief es sich sehr schnell, denn alle von uns waren an diesem Tag hundemüde.

Auch ich huschte in mein Zimmer und machte mich bettfertig mit langer Pyjamahose und dickem Hoodie, sowie mit Socken und schlief um 7.30 Uhr tief und fest.

 

Der nächste Morgen war eigentlich ganz normal; ich nahm eine weitere eiskalte Dusche, denn auch heute wusste ich noch nicht, was all diese Schalter im Flur zu bedeuten hatten. Also quiekte ich fröhlich auf Zehenspitzen hüpfend auf dem Fliesenboden im Bad herum & stellte mich im Anschluss in die noch kalte Morgensonne um etwas aufzuwärmen – vergebens.

Also sprang ich mit Handtuch und Hoodie wieder unter die Decke und verharrte dort einige Augenblicke, heute hetzte mich ja zum Glück noch niemand…

Als ich irgendwann fertig angezogen war, nicht gestylt wohlgemerkt, ohne Fön und ohne Makeup, verliess ich mein Zimmer und ging hinunter in die Lobby…

Es war noch eine gute 1/4 Stunde bis zum Frühstück und ich beschloss dennoch schon einmal im Garten Platz zu nehmen und zu warten. Es kamen noch ein paar Mädels hinzu und es entwickelten sich wieder die ersten Gespräche.

Heute sollte die offizielle Begrüßung stattfinden mit einem sogenannten Feuerritual – man, war ich aufgeregt! Soviel fremde Mädels….

Mittlerweile wünschte ich mir die Deutsche unter all diesen Mädels zu finden, ich hatte das Bedürfnis nach einer Verbündeten. Aber wofür eigentlich. Wir alle hier waren doch gleich, oder nicht?

Aber ja, ich gebe es zu – ich hatte irgendwie Schiss…..

Wie schon immer in meinem Leben viel es mir auch hier schwer mir Namen und die dazugehörigen Gesichter zu merken. Aber die Geschichten, nein, Leben dieser anderen Mädels waren einfach faszinierend.

Jeden Tag ein neues Wunder…

…so fühlte es sich für mich an, wenn ich eine neue Lebensgeschichte hörte. Es war kein Mädchen dabei, welche nicht frei lebte. Sie alle hatte Ihre Jobs und Wohnungen hinter sich gelassen, Ihre Freiheit dem gesetzlichen Leben vorgezogen. „Solange das Geld eben reicht…und dann sehen wir mal weiter.“

Die Älteste von uns und meine Liebste Kommilitonin war Maira, sie war 54 und bereits berentet. Sie kam aus Brasilien, hatte ihre Wohnung und Ihr Auto verkauft, Ihre Katzen einer guten Freundin anvertraut und hatte sich auf den Weg nach Indien gemacht…

Mir kamen manchmal fast die Tränen, wenn ich hörte, welch wunderbare Zeiten all diese Mädels schon erlebt hatten. Und ich stand noch ganz am Anfang und wusste doch eigentlich garnicht so genau wie es weitergehen sollte.

Wenn es darum ging „Meine Geschichte“ zu erzählen, waren alle immer ganz begeistert.

Versteh ich garnicht!

Mein Leben war nicht halb so aufregend wie das Ihrige…

So lernte ich jeden Tag Neues, über das Leben und auch über mich….

Es dauerte ca. 2 Wochen, bis mich Rishikesh hatte. Wie ich das meine?

Es dauerte bis ich mich an den Rhythmus gewöhnte, an das Gewusel, an den Krach die Hektik…

Nach diesen ersten 2 Wochen war ich einen von Ihnen, ich liess mich bedenkenlos durch die Gassen schieben, wusste, wie ich zu grüßen hatte und wie ich mich zu verhalten hatte. Ich wurde jeden Tag ruhiger, im positiven Sinne. Ich hörte ganz in mich hinein, jede Minute, Sekunde, jededen Augenblick.

Und diese Ruhe trage ich zum Glück noch Heute in mir und da bin ich sehr dankbar für.

Ups, jetzt bin ich irgendwie abgeschweift…

Es ging also langsam auf die Begrüßungszeremonie zu und niemand von uns wusste auch nur annähernd, was uns erwartete…

Wir versammelten uns alle auf dem Dach, dort befand sich auch einer der Übungssäle. Er war schon feierlich geschmückt mit Blumen und Kissen und einer kleinen Feuerstelle in der Mitte. Wir traten also alle langsam ein, barfuss natürlich und suchten uns einen Platz in der kreisförmig angeordneten Gruppe.

Kurz drauf war das Feuer entfacht, im wahrsten Sinne des Wortes, das Chanten der Mantras und der Duft der verschiedenen verbrannten Gewürze & Blumen liess uns Eins werden…es war ein -liches und warmes Willkommen!

Danke RishikulYogshala

https://www.rishikulyogshala.org  falls Du neugierig bist, klick mal auf den Link…

Da waren wir nun, Jungs und Mädels aus aller Welt zusammengewürfelt mitten in Indien, direkt am Ganges in Rishikesh….

Noch am ersten Tag hatte ich zwei Freundinnen gewonnen, mit denen ich die meiste „Zeit“ verbrachte und die meisten Gespräche führte. Das war zum Einen Maira aus Brasilien, ich hatte sie bereits oben erwähnt und zum Anderen Dima aus Alexandria, Ägypten. Und ganz ehrlich, mit einer Ägypterin hätte ich hier am allerwenigsten gerechnet.

Aber Sie hat einen guten Job in Ägypten, also alle Papiere und auch das nötige Kleingeld, um sich diese „Reise“ gönnen zu können. Mit Ihr sprach ich viel über meinen ägyptischen Freund, über Bezness und über das Leben, wie ich es mir vorstelle. Danke Dima für ein stets offenes Ohr !

Maira hingegen war wie meine grosse Schwester, wir gingen oft spazieren, in den Pausen oder wenn wir mal wieder den Anatomieunterricht schwäntzten.

Ich war, wie sie sagt Ihre Shoppingbegleitung und ja, ich habe sie um ein paar Rupien ärmer gemacht – an ihr sah aber auch einfach alles toll aus.

Als es an Tag 2 so langsam losging, erfuhr ich noch mehr über meine Mitschülerinnen. Es standen bei jedem Lehrer die Vorstellungsrunden an und so erzählte jede von uns auf Neue, wo sie her kam, wie lange sie schon Yoga macht und warum wir uns ausgerechnet für diese Schule entschieden haben.

Nun wusste ich auch, welches die 2. Deutsche in der Runde war. Marie aus München. Sie war schon durch und durch Indien, von Kopf bis Fuss.

Bunte Tücher im Haar, Indische Tätowierungen, Saris und weite Hosen, sie war immer tiefen entspannt.

„Ah, dass ist noch so typisch deutsch an Dir…“

war Ihr Lieblingssatz für mich, egal was ich in den ersten Wochen sagte oder machte, es war in Ihren Augen noch alles so typisch deutsch…

…und sie hatte Recht, oh ja! Das soll jetzt nichts Schlechtes sein, aber wir sind eben manchmal typisch „deutsch“.

Wir Deutschen ticken wirklich anders, dass merke ich auch aktuell hier in Ägypten, aber ich will jetzt nicht noch weiter abschweifen….

Unter den Mädels waren viele aus den Staaten, England, Finnland, Schweden, Mexico, Bolivien, Frankreich, Russland, Polen, Japan, China und sogar zwei Jungs aus Tibet. Die Beiden waren und sind bis heute ein Rätsel für mich. Sie sprachen kein Englisch und hatten auch noch nie Yoga gemacht. Aber, sie hatten es sich in Kopf gesetzt genau hier zu sein….

Wie sich in den Vorstellungsrunden herausstellte, war ich nicht die Einzige Anfängerin. Dima aus Ägypten hatte erst ein paarmal Yoga betrieben und sich dennoch in den Kopf gesetzt Yogalehrerin zu werden, da es in Ägypten kaum welche gibt. Zu Recht, leider. Ich suche hier noch heute nach Einer, obwohl ich nun selbst eine Yogalehrerin bin….

Oh, und dann war da ja noch unser Holländer Angelo…..

Wie soll ich den beschreiben, eigentlich ein Bild von einem jungen Mann, gross, schlank, unheimlich attraktiv…

Ja, ich schwärme gerade, das ist ja schliesslich auch erlaubt…

Er hat wildes lockiges Haar, seine Klamotten haben meistens Flecken und Löcher, aber das passt irgendwie. Er ist ein liebenswerter Vagabund könnte man sagen. Tingelt seit über einem Jahr durch die Weltgeschichte und geniesst das Leben. Er ist 28…

Natürlich hatten wir auch Yogacracks dabei, welche schon seit 10 Jahren oder länger aktiv Yoga betreiben, zu ihnen kann ich nur sagen wow…

Sie waren Yogaadvanced…..ich lediglich beginner. Viele der Übungen sollte ich somit garnicht erst probieren, nicht einmal mit Hilfestellung, das machte mich oft sehr wütend, aber es war eben die Entscheidung der Lehrer. Denn Achtsamkeit stand über Allem & niemand wollte bei einem Kopfstand Verletzungen riskieren.

Wie sollte ich jemals gut werden, oder mich zumindest verbessern, wenn man mir nicht die Chance dazu gab?

Aber ich wurde besser, jeden Tag ein wenig mehr…

 

aber man hat mich ja auch ganz schön gebogen…         

Demnächst mehr zu Indien und meinen Erfahrungen….

 

 

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