Indien Nov 2016 – Mein Weg in die Freiheit I

Nun ist sie rum – die Zeit in Indien.

Ich habe lange überlegt, wie dieser Artikel wohl aussehen, oder klingen wird & ich weiss es nicht – denn ich fange gerade erst an, alles in meinem Kopf revue passieren zu lassen.

Wie war das eigentlich…

Der Abschied ist mir nicht schwer gefallen, denn ich habe lange darauf gewartet, endlich los zu dürfen.

Viele meiner Freunde und Familie haben vor meiner Abreise immer wieder gefragt, wie bist Du überhaupt auf diese Idee gekommen?

Ganz ehrlich, ich habe sie abgeschaut, wie vieles in meinem Leben….

Denn man muss alles einmal ausprobiert haben, um zu wissen, ob es etwas für einen ist oder eben nicht.

Und nachdem ich im März mit Yoga angefangen habe, wusste ich, es ist etwas für mich, denn es tat mir vom ersten tag an gut. Und damit meinen ich nicht nur meinem Körper, sondern auch mir.

Ich war entspannter und stresste mich selbst weniger als jemals zuvor.

Aber zurück nach Indien…

Nachdem ich eine Nacht in Hamburg bei einer Freundin verbracht hatte, ging es am nächsten Tag vom Airport Hamburg auf nach Helsinki.

Ja, ich flog erst einmal nach oben, um am ende des Tages bzw. zu Beginn des neuen Tages in Neu Delhi zu landen.

In Helsinki hatte ich gute 4,5 Stunden Aufenthalt. Oh Gott habe ich erst gedacht, was soll man denn solo lange an einem Airport machen?

Aber ich muss sagen, Helsinkis Airport ist der Hammer. Cooler als jede Shoppingmall.

Die Restaurants und Shops luden zum stundenlangen bummeln ein. Nachdem ich mir alles in Ruhe angeschaut hatte, landete ich in einem süßen kleinen Restaurant und bestellt mir meine letzte Leckere Mahlzeit mit Fleisch. Taglietelle mit Rentierfilet.

Es war göttlich – lecker – unbeschreiblich eigentlich…

Oh ja, und ich nutzte noch etwas an diesem Tag bis zur Grenze aus…meinen Alkoholkonsum.

Denn hier und heute war der letzte Tag für die nächsten 4 Wochen, an dem ich Alkohol zu mir nehmen würde.

Ob das für mich wichtig war – ja verdammt!

Ich bin mit Finnair geflogen, also waren alle Getränke for free – unglaublich.

Es gab nur einen Nachteil an der grossen Finnairmaschine, an Schlaf war nicht zu denken!

Nicht, dass die Maschine nich geräumig gewesen wäre, aber jeder Sitz hatte seinen eigenen Fernseher im Vordersitz, dass hiess rundum ein anderer Film, andere Lichteinflüsse, da machte mich echt nervös und irgendwie unruhig. Irgendwann dann kam ich ins Gespräch mit meiner Sitznachbarin. Sie ist Inderen, lebt aber seit langen Jahren schon in Finnland. Sie fand meine „Geschichte“ sehr interessant, warum sollte es Ihr auch anders gehen, als allen anderen?

Nach knapp 7 Stunden landeten wir dann schliesslich in Neu Delhi auf dem Flughafen. Es war 7 Uhr Morgens und es war zum Glück noch alles relativ ruhig an den Schaltern der Visakontrolle.

Aber ich hatte mit meine E-Visum anscheinend doch alles richtig gemacht – puh. Das war irgendwie schon eine Sorge, dass damit etwas schief laufen könnte.

So, jetzt auf zum Laufband, meinen diesen Rucksack abfangen.

Freunde, die bereits eine Reise nach Indien hinter sich gebracht hatten, sagten mir, es wäre wie ein Kulturschock, nachdem man den sicheren Flughafen verlassen hätte.

Aber ich war so aufgeregt, dass ich darauf noch garnicht achten konnte…

Ich wusste, welchen Ausgang ich zu benutzen hatte, um meinen guide nicht zu verpassen….und tatsächlich, da stand ein kleiner rundlicher Inder mit einem Schild in der Hand, auf welchem mein Name stand…ich war so erleichtert, jetzt konnte wirklich nichts mehr schiefgehen…..

Aber so problemlos die Anreise nach Indien war umso komplizierter sollte der ganze Heimweg werden…aber dazu viel später….

Ab jetzt hiess es adieu deutsche Sprache…welcome english & indisch…

Der nette Taxifahrer war aber nicht der Einzige, der an diesem Morgen am Delhi Airport auf mich wartete. Julie, eine Mitschülerin aus Kanada wartete bereits seit 2 Stunden auf mich – und zack, da war es, mein albwertes schlechtes Gewissen….

Sie war so hundemüde, verständlicherweise.

Nachdem wir unser Gepäck im Wagen verstaut hatten, ging sie los, die endlos erscheinende Fahrt gen Rishikesh.

Im Netzt und per E- Mail wurde mir gesagt, dass der Transfer ca. 6 Stunden betragen würde. Gott, war ich froh als wir nach knapp 9 Stunden endlich unser Ziel erreichten.

Julie schlief die meiste Zeit, während ich fasziniert dem Leben um uns herum zusah.

Indien habe ich gedacht, hier erwartet Dich Ruhe, Gelassenheit, Frieden…..

Ich wurde aber bereits nach wenigen Sekunden eines besseren belehrt….

Es wurde gehupt…nicht einmal, nicht zwei- oder dreimal, nein, permanent. Nicht kurz, nein, die Handfläche schien auf der Hupe zu verharren, minutenlang.

Meine Fahrt wahr also mehr eine Horrorfahrt…

Jetzt übertreib mal nicht…

Ich hatte das Gefühl, meine Augen & – ringe wurden in den ganzen 9 Stunden immer grösser.

An Schlaf meinerseits war mal wieder nicht zu denken!

Wir „fuhren“ auf nicht vorhandenen Strassen, wichen irgendwie Allem aus, entgegenkommenden Fahrzeugen, Tieren & anderen Hindernissen.

Ich sah Unfällen, von denen ich mir wünschte, sie niemals selbst erleben zu müssen…

ich fühlte mich wie in Trance, teils aus Müdigkeit , teils aus Neugierde, Aufregung & ja, Angst.

Was würde mich noch alles erwarten?

Die „Strassen“ waren ein Gemisch aus Menschen, Kühen, Affen, Bussen, TukTuks… gefüllt mit Staub & Hubgeräuschen….

Dann sagte der Fahrer, „…wir nehmen einen schönen Strassenabschnitt nach Rishikesh…“ und lächelte.

Was auch immer das zu bedeuten hatte, ich machte mir Sorgen – Julie schlief tief und fest….die Glückliche.

Also wurde die Strasse noch enger und kurviger…was zur Folge hatte, dass unser Fahrer noch mehr hupte als zuvor, um entgegenkommende Fahrzeuge vorzuwarnen….

Natürlich war die Landschaft atemberaubend, aber wie sollte man das geniessen?

Ich hätte Millionen dafür gezahlt, meinen Gesichtsausdrücke während dieser fahrt zu sehen….es muss einer Achterbahn geglichen haben. Lächeln, Stirnrunzeln, offenstehender Mund, Entsetzen in den Augen, Panik, Müdigkeit…..

Warner Bros würde einen 1 A Animationsfilm daraus machen können – vielleicht rufe ich sie einfach mal an!

Als der Wagen letzten Endes stoppte, war mir wirklich nicht klar, dass das nun das Ende der Reiseetappe sein sollte.

Wir stoppten an einer kleinen Gasse, über welcher riesige Werbebanner von verschiedenen Yogaschulen prangten – die meisten davon waren zerrissen…

Unseren Weg zur Schule säumte ein Kuhscheisse Haufen neben dem Nächsten…

Was hast Du eigentlich erwartet? Luxus?

Ehrlich gesagt, ich wusste es nicht, denn ich hatte mir, wie schon tausendmal zuvor keine grossen Gedanken gemacht.

Der Empfang in der Yogaschule war recht normal, denn Julie und ich waren einer der Ersten, welche an diesem Tag ankommen sollte.

Man nahm unsere Personalien auf, unseren Reisepass entgegen und brachte uns auf unsere Zimmer…

Die Tür wurde von einem riesigen Vorhängeschloss geschützt, dahinter – mein neues Zuhause für die nächsten 4 Wochen…

Ich war hundemüde und hätte gleich kopfüber in dieses Bett fallen können, aber ich beschloss, mich erst einmal häuslich niederzulassen.Es war spartanisch, ja – aber definitiv nicht ungemütlich. Von meinem Zimmer aus ging ein Balkon ab, welchen der atemberaubenden Blick auf eine mächtige Berglandschaft preis gab.

Da der Kleiderschrank nicht zu nutzen war, auf Grund von immensem Schimmelbefall und begleitetem Geruch, legte ich meine ganzen Sachen auf die nicht genutzte Bettseite. Meine Toilettenartikel platzierte ich auf dem kleinen Nachttisch, da sich im Bad nicht viel Ablagefläche bot.

Nach kurzem Schauen war ich dann auch froh, die „Dusche“gefunden zu haben, welche ein aus der Wand ragendes Rohr darstellte. Noch besser war meine Erkenntnis ab Tag 2, wie und wo ich den Boiler für Warmwasser aktivieren konnte.

An diesem, meinem ersten Tag in Indien fragte ich mich wirklich, ob ich fähig wäre in der freien Wildnis zu überleben…

Nein, ich denke nicht….

 

 

 

 

 

 

 

4 Gedanken zu “Indien Nov 2016 – Mein Weg in die Freiheit I

    1. Schmunzel – ja, atemberaubend trifft es zum Teil recht gut! Zumindest war ich des öfteren mal ausser Atem gerade in den ersten 2 Wochen…..Was war denn Deine spannendste Reise bis jetzt?

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